Kunststoffe und Kreislaufwirtschaft – zwischen Herausforderung und Chance
Düsseldorf, 2. April 2025 – Die Weltleitmesse K 2025, die vom 8. bis 15. Oktober in Düsseldorf stattfindet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die drängendsten Themen der Branche in den Fokus zu rücken. Eines der zentralen Schwerpunktthemen lautet: „Shaping the Circular Economy“ – Grund genug, sich schon jetzt mit dem aktuellen Stand der Kreislaufwirtschaft auseinanderzusetzen.
Rohstoffknappheit und Umweltbelastung: Ein globales Problem
Unsere Wirtschaft basiert auf einem stetigen Verbrauch endlicher Ressourcen – und das in alarmierendem Ausmaß. Jährlich werden über 100 Milliarden Tonnen Rohstoffe verbraucht, doch nur knapp 10 Prozent davon finden den Weg zurück in den Kreislauf. Steigende CO₂-Kosten, volatile Rohstoffpreise und geopolitische Unsicherheiten verstärken den Druck auf Unternehmen, nachhaltiger zu wirtschaften.
Die Kreislaufwirtschaft gilt als entscheidender Hebel für eine nachhaltige Zukunft. Studien zeigen, dass Europa durch geschlossene Materialkreisläufe bis 2030 rund 450 Millionen Tonnen CO₂-Emissionen einsparen könnte – das entspricht etwa acht Prozent der aktuellen Emissionen. Langfristig könnte eine vollständig zirkuläre Wirtschaft sogar bis zu 45 Prozent der globalen Emissionen vermeiden.
Doch nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich bietet der Wandel enormes Potenzial. Durch den verstärkten Einsatz von Recyclingmaterialien könnten europäische Unternehmen bis zu 465 Milliarden Euro an Materialkosten einsparen. Gleichzeitig entstehen neue Arbeitsplätze: Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) prognostiziert, dass bis 2030 weltweit bis zu acht Millionen neue Jobs durch die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft geschaffen werden könnten.
Kunststoffindustrie: Schlüsselrolle mit Potenzial
Die Kunststoffindustrie ist ein zentraler Akteur in dieser Transformation. Allein im Jahr 2023 wurden weltweit 413,8 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert. Doch während der Materialbedarf weiter wächst, bleibt der Anteil an recycelten Kunststoffen mit nur 8,7 Prozent gering. Der Großteil der Kunststoffe wird weiterhin verbrannt oder deponiert – ein gewaltiger Ressourcenverlust.
Dabei bieten Rezyklate enorme Vorteile: Ihre Herstellung benötigt deutlich weniger Energie als die Produktion von Neuware aus fossilen Rohstoffen, was den CO₂-Ausstoß erheblich reduziert. Zudem stärken sie die Versorgungssicherheit, indem sie die Abhängigkeit von knappen und teuren Primärrohstoffen verringern.
Doch Recycling ist oft teurer als die Herstellung neuer Kunststoffe. Die aufwendige Trennung, Reinigung und Aufbereitung von Altmaterialien sowie strenge gesetzliche Vorgaben treiben die Produktionskosten in die Höhe. „Der Schritt in die Kreislaufwirtschaft kostet Geld. Ohne klare politische Rahmenbedingungen wird dieses Kostenproblem nicht gelöst werden können“, betont Ulrich Reifenhäuser, Vorsitzender des Ausstellerbeirats der K.
Regulierungen weltweit: Unterschiedliche Ansätze, gemeinsames Ziel
Während einige Länder auf freiwillige Marktmechanismen setzen, treibt Europa den Wandel durch klare gesetzliche Vorgaben voran. Strategien wie der „Circular Economy Action Plan“ (CEAP) sowie Richtlinien zur Recyclingquote und erweiterten Herstellerverantwortung setzen Unternehmen unter Zugzwang.
Ein Beispiel ist die neue Verpackungsverordnung (PPWR): Seit 2025 müssen PET-Flaschen mindestens 25 Prozent recycelten Kunststoff enthalten, bis 2030 steigt der Anteil auf 30 Prozent. Unternehmen wie Coca-Cola oder Nestlé müssen ihre Lieferketten anpassen – oder mit Verkaufsverboten rechnen.
Asien hingegen verfolgt unterschiedliche Strategien:
- China setzt mit seinem 14. Fünfjahresplan auf modernisierte Sammel- und Trennsysteme und fördert sowohl mechanisches als auch chemisches Recycling.
- Japan zählt mit seinem Plastic Resource Circulation Act zu den Vorreitern, indem Unternehmen frühzeitig zur Kreislaufwirtschaft verpflichtet wurden.
- Südkorea geht mit seinem neuen Gesetz „Act for Promotion of Transition to a Circular Economy Society“einen technologiegetriebenen Weg und fördert gezielt Unternehmen, die innovative Recyclingverfahren entwickeln.
Andere Länder, insbesondere in Südostasien und Südamerika, stehen noch vor gewaltigen Herausforderungen. Mangelnde Infrastruktur und fehlende Investitionen hemmen den Fortschritt. Dennoch zeigen Initiativen in Indien, Vietnam und Thailand, dass der Wille zur Veränderung vorhanden ist.
K 2025: Der Weg in eine nachhaltige Kunststoffindustrie
Die K 2025 wird eine Plattform für den Austausch über innovative Lösungen zur Kreislaufwirtschaft sein. Unternehmen aus den Bereichen Werkstoff-Erzeugung, Maschinenbau und Verarbeitung präsentieren neue Technologien und Strategien, die eine nachhaltigere Kunststoffindustrie ermöglichen.
Besonders hervorzuheben sind:
- Das VDMA-Forum „The Power of Plastics“, in dem zwölf Mitgliedsunternehmen live demonstrieren, wie Technologie zur Kreislaufwirtschaft beiträgt.
- Die offizielle Sonderschau „Plastics Shape the Future“ in Halle 6, die am 9. Oktober unter dem Motto „Circular Thursday“ Lösungen für eine widerstandsfähige, zirkuläre Industrie diskutiert.
Fazit: Ohne Kreislaufwirtschaft keine nachhaltige Zukunft
Die Kunststoffindustrie steht vor einem entscheidenden Wandel. Während Europa auf Regulierung setzt, treiben asiatische Länder den Fortschritt mit gezielter Innovationsförderung voran. Doch unabhängig von regionalen Strategien ist klar: Ohne höhere Recyclingquoten, mehr Rezyklate und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft bleibt der Wandel Stückwerk.
Tickets & Infos: Die K 2025 findet vom 8. bis 15. Oktober 2025 in Düsseldorf statt. Tickets sind ab 15. April online erhältlich.
Weitere Informationen unter www.k-online.de